Märchen

   Home    Über diese Seite    Unsere Sternenkinder    Liebe Sterneneltern    Liebe Mitmenschen    Informatives    Wichtige Aktionen    Gedichte    »  eigene Gedichte    »  gesammelte Gedichte    »  Märchen    Sternenhimmel    Urkunden, Awards    Gästebuch    Links    Kontakt    Impressum

Hier finden Sie folgende Märchen und Geschichten:

Sternenkindertraumland
Sternenkindertraumland II
Der Wunschzettel
Der Engel



Sternenkindertraumland
Schmetterling
Die Sternenkinder waren heute ein wenig traurig. Da hatten sie so lange darum gebeten einmal einen kurzen Blick auf die Erde werfen zu dürfen und als es Ihnen gewährt wurde konnten sie die von ihnen so sehr geliebten Gesichter ihrer Erdeneltern in solcher Trauer sehen, dass es ihnen ganz schwer um die kleinen Herzen wurde. "Was sollen wir nur machen?" fragte ein kleiner bezaubernder Junge in die Runde! Alle hatten sich unter einen großen, bunt blühenden Schmetterlingsbaum gesetzt und überlegten. "Wir müssen Ihnen irgendwie sagen wie lieb wir sie haben und dass wir sie fest in unseren Herzen tragen" flüsterte ein Mädchen mit einer Stimme wie helles Glockenläuten "Und das wir wissen das sie uns immer lieben! ".
"Aber wie?" fragten sie sich alle "Sie denken so fest an uns und sind mit Ihren Gedanken immer bei uns, aber diese Gedanken und die Trauer nehmen Sie völlig ein so dass kein Platz bleibt unsere Gedankenund Traumworte zu verstehen." Ein Mädchen, schön wie eine kleine Elfe weinte ein bisschen "Ich habe meine Mami und meinen Papi doch so lieb und ich möchte so gerne, dass sie wissen das es mir gut geht hier bei Euch - meinen Sternengeschwistern - in unserem Sternentraumland." Sie blickte sich um und sagte "Wenn Sie nur sehen könnten wie schön es hier ist! Wenn Sie nur wissen könnten, dass jede Träne die sie um uns weinen eine der wunderschönen, roten Rosen hier wachsen lässt" Die Kleine streichelte liebevoll eine der satten, vollen Rosenblüten "Wenn wir ihnen nur sagen könnten, dass jeder Traum den sie von uns Träumen einen neuen, glitzernden, warmen See entstehen lässt der aussieht wie der reinste Edelstein! Das jeder Gedanke den Sie an uns richten die Sonne ein klein bisschen heller und wärmer scheinen lässt und einen Sonnenstrahl gebärt!"
Sie seufzte "Das würde ich mir wünschen " "Doch wie sollen wir es Ihnen sagen" rief ein Junge. Doch dann lächelte er "Ich weiß wie" und alle rutschten ein klein wenig näher zusammen und er erzählte ihnen von seinem Plan "Wir müssen jemanden finden der ein offenes Herz für uns hat und der an uns glaubt. Jemanden der uns lieben könnte obwohl er uns nicht kennt! Dieser Jemand darf aber die schlimme Erfahrung die unsere geliebten Erdeneltern machen mussten, nicht erlebt haben denn sonst überwiegt wieder die Trauer und wir werden nicht gehört! Das ist mein Plan" Er blickte beifallsuchend in die Runde der Sternenkinder, aber der gewünschte Applaus blieb leider aus. "Das wird aber soooo schwierig" "Wo sollen wir einen solchen Menschen finden?" "Viele auf der Erde denken doch sogar wir wären noch nichtmal richtige Kinder!"
"Die meisten verschließen sich vor den Gedanken an uns und würden am liebsten leugnen dass so etwas sein kann" "So jemanden finden wir nie" Alle riefen durcheinander und es war ihnen anzusehen, dass sie nicht ganz an das Gelingen des Plans glaubten! Ein Junge der schon etwas grösser war als die anderen und mit seinen himmelblauen Augen, den Sommersprossen auf der Nase und den kreuz und quer verwuschelten Haaren aussah wie der liebste Spitzbub den man sich vorstellen kann rief "Lasst es uns doch wenigstens versuchen! Wir sind doch nicht so wie die vielen Erdenmenschen die an nichts mehr glauben! Wir glauben doch an unsere lieben Eltern! Ich bin sicher wir werden jemanden finden! Ganz bestimmt" Auch das elfengleiche Mädchen wischte sich die Sternschnuppentränchen aus den Augen und rief "Ja...lasst es uns versuchen" Die Sternenkinder flogen mit den großen, bunten Schmetterlingen zu Ihren Sternen und schickten sich an die Menschen zu beobachten um jemanden zu finden der auf sie hören würde und Ihren Eltern eine Botschaft von Ihnen überbringen könnte!
Sehr lange saßen sie auf ihren Aussichtsplätzen und beobachteten die Welt! Was sie sahen machte sie mehr als einmal mutlos! "Es scheint als wäre die Erde von ignoranten, gefühllosen Menschen ohne jegliches Gespür bevölkert" dachte sich der süsse Spitzbub der die Idee verteidigt hatte "Vielleicht hatten die anderen doch recht?" seufze er. "Aber es muss doch noch einen Menschen geben der außer unseren Eltern, Omis und Opis und Geschwistern an uns denkt" Sein Blick folgte einem Sonnenstrahl bis er auf der Erde auftraf und sein Herz hüpfte vor Freude! Der Sonnenstrahl fiel direkt durch ein Bürofenster und an einem Schreibtisch sah er eine junge Frau an ihrem Computer sitzen.
Der Junge fühlte sich sofort zu Ihr hingezogen, wollte sie aber noch eine Weile beobachten bevor er es den anderen sagen wollte um sicher zu gehen, dass sein Gefühl richtig war. Die Frau schaute mit tränenblindem Blick auf den Monitor und der Junge rutschte auf dem fünften Zacken seinen Sterns ganz nach vorne um sehen zu können was die Frau so traurig machte. Was er sah ließ ihn erschauern, die Frau schaute sich ein Bild eines Babys an! Und ? das war unglaublich ? das Baby war er! Die Frau schaute sich gerade seine Homepage an, die die Erdeneltern des Jungen liebevoll für ihn angefertigt hatten. Er sah wie sie immer noch weinte und mit dem Zeigefinger vorsichtig über sein Bild am Monitor strich, er konnte Ihre Berührung spüren wie sie ihm leicht an der Nase stubste und sein Gesicht streichelte.
Er merkte, dass die fremde Frau ihm ganz nahe war. "Das ist sie" jubelte er "Ich habe Sie gefunden! Sie ist genau die Richtige" Aufgeregt schickte er seinen Sternenschmetterling zu allen den kleinen leuchtende Sternchen um die anderen Kinder zu benachrichtigen und so trafen sie sich kurz darauf wieder unter dem großen Schmetterlingsbaum der niemals seine Blüten verlor und der Junge erzählte den Sternenkindern von der Frau und dass er ganz deutlich spüren konnte dass sie liebevoll an ihn und alle Sternenkinder dachte obwohl sie sie nicht kannte! "Das ist ja wundervoll! Sie muss es sein" rief ein Mädchen und lachte ein glockenhelles Lachen, so glücklich war sie! Plötzlich war alles ganz einfach und jeder wusste was er zu tun hatte!
Sie setzten sich alle im Kreis und fassten sich an den Händen! Da lagen kleine in grossen Händen, weiße Hände in schwarzen und Mädchenhände in denen der Jungen! Ein Gefühl der Ruhe und der großen Freude durchdrang sie als sie die Augen schlossen und alle Ihre Gedanken, Ihre Träume und Ihre Worte an die geliebten Eltern an die fremde Frau schickten! Ich sass gestern nach einem Tag voller Gedanken an die Sternenkinder zu Hause und beobachtete meine Sternenkinderkerze die ich gerade in liebevollem Gedenken an Kinder die ich nicht kannte angezündet hatte. Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Leichtigkeit und des Glücks. Ich schloss die Augen und überließ mich diesem Gefühl völlig und wünschte das es nie aufhören möge!
Ich hörte Kinderstimmen rein und klar wie ein Bergsee, ich hörte Kinderlachen das glockenhell in meine Seele drang und ich hörte zu! Lange hörte ich zu und heute schreibe ich die Geschichte auf! Liebe Sternenkindereltern, Eure Kinder sind immer in und um Euch und sie lieben Euch von ganzem Herzen! Sie spielen auf blühenden, bunten Wiesen fangen! Die schwimmen in silbernen Seen und essen die süssesten Früchte! Sie haben den Regenbogen für Ihre Rutschpartien und sie jagen den Sonnenstrahlen nach! Jede eurer Tränen lässt eine rote Rose erblühen die Eure Kinder mit ihrer Schönheit und ihrem Duft erfreut! Jeder Traum den Ihr von Euren Kindern träumt erschafft einen klaren, im Sonnenlicht funkelnde See in dem Eure Kinder die Füsse baumeln lassen und Papierschiffe segeln lassen! Jeder eurer Gedanken an sie lässt die Sonne für Eure Kinder noch ein wenig wärmer und goldener scheinen und neue Sonnenstrahlen entstehen die sie an den Näschen kitzeln! Die Luft die eure Kinder atmen ist erfüllt von Ihrem glücklichen Lachen! Große, bunte Schmetterlinge sind Ihre Gefährten und tragen sie jubelnd durch die Lüfte! Sie schlafen auf Ihren Sternchen und lassen sich von dem warmen Licht einhüllen und eure Träume sind ihr Schlaflied!

Eure Sternenkinder sind im Sternenkindertraumland und lieben Euch von ganzem Herzen!

Geschrieben von Andrea Metzger im Juli 2001
[nach oben]



Sternenkindertraumland II
Pflanzen
(Fortsetzung)

„Die Geschichte ist wieder vergessen!“ rief der kleine Junge mit den süssen Sommersprossen den anderen zu! „Ich habe es heute gespürt, viele unserer Mamis sind so tief traurig heute und denken nicht mehr daran das wir alle zusammen hier im Sternenkindertraumland spielen, auf dem Regenbogen rutschen, unsere Füsse in klaren Seen baden und auf leuchtenden Sternchen schlafen!“ Alle Sternenkinder sassen wieder unter dem blühenden und duftenden Schmetterlingsbaum zusammen und machten sich Sorgen um Ihre Erdeneltern. „Meine Mami hat heute Geburtstag und da soll sie doch lachen, singen und tanzen und glücklich sein! Aber sie ist traurig weil ich nicht bei ihr sein kann!“ Das Kind schaute aus seinen leuchtenden Sonnenaugen die anderen fragend an. „Ja“ seufzten zwei weitere Mädchen „Heute vor zwei Jahren wusste ich plötzlich daß ich nicht bei meiner Mami bleiben kann, sondern das ihr im Sternenkindertraumland auf mich wartet“ flüsterte das jüngere der wunderschönen Mädchen, denen man genau ansehen konnte das sie Geschwister waren „Ich wollte sie damit aber doch nicht traurig machen, ich durfte ihr so viel Freude schenken, ich war bei ihr und sie hat mich gefühlt und geliebt! Damit wollte ich sie doch glücklich machen und trotzdem ist sie so unsagbar traurig!“ Das grössere der Mächen hielt das Kleine ganz fest im Arm und streichelte ihr über das seiden glänzende Haar! „Komm, komm liebe kleine Schwester nicht weinen, wir werden schon einen Ausweg finden!“ „Unserer Mami geht es auch nicht gut! Das konnten wir von unserem Sternchen aus sehen! Wir möchten sie so gerne einmal glücklich lachen sehen!“ Zwei herzallerliebste Mädchen die sich glichen wie eine Rosenblüte im Sternenkindertraumland der anderen, schauten traurig aus den glänzenden Kulleraugen „Sie versucht ja ganz feste damit klar zu kommen, daß wir schon so früh ins Sternenkindertraumland gegangen sind!“ „Aber sie ist so stark und sie gibt sich viel Mühe ihr Leben zu meistern!“ flüsterte die Kleine „Manchmal muss ich sogar ein bischen über sie lachen! Sie macht ab und an so komische Verrenkungen! Yoga nennt sie das, aber ich glaube das tut ihr sehr gut und deshalb bin ich stolz auf sie, daß sie sich so doll verbiegen kann!“ Die Kinder waren still und jedes von Ihnen dachte an seine Eltern und daran, daß alle der Geliebten darüber so tief traurig waren daß sie, als Ihre Kinder, im Sternentraumland waren!
„Was ist mit der Frau am Computer“ fragte ein kleiner Junge „Kann sie uns nicht helfen?“ „Doch das kann Sie, aber Sie kann unseren liebsten Eltern nur mitteilen auf was Sie achten sollen und sie daran erinnern trotz Ihrer Trauer um uns die Augen und Ihre Herzen für unsere Botschaften offen zu halten!“ erklärte der Junge der einst die Frau am Computer entdeckte, als die Sternenkinder jemanden finden mussten der liebevoll an sie denkt, aber nicht durch den Schmerz um den Verlust fast verrückt wurde! Ein elfengleiches Mädchen, kaum grösser als 50 cm aber durch und durch wunderschön und perfekt spielte gedankenverloren mit einem Sonnenstrahl der sich im Glanz ihres Haares brach und dadurch plötzlich auf die Erde geleitet wurde und dort durch die Wolken sichtbar war! „Das ist es doch“ rief sie aufgeregt „Wir Sternenkinder schicken unseren lieben Eltern Zeichen von hier! Jeder von uns ein Zeichen und die Frau am Computer muss es ihnen sagen, daß sie darauf achten sollen“! sie war ganz aufgeregt „Was sagt ihr dazu?“ fragend sah sie in die Runde. Die beiden engelsgleichen Zwillingsmädchen strahlten, das kleine Schwesterchen drückte ihre grosse Schwester ganz aufgeregt, die Augen des Kindes mit den Sonnenaugen strahlten noch ein bischen heller und alle Sternenjungen und Sternenmädchen fanden diesen Vorschlag wunderbar!
Sie setzten sich im Kreis um ihren Schmetterlingsbaum und fassten sich an den Händen! Und wieder einmal lagen da kleine in grossen Händen, weiße Hände in schwarzen und Mädchenhände in denen der Jungen! Ein Gefühl der Ruhe und der großen Freude durchdrang sie als sie die Augen schlossen und jedes Kind schickte etwas an seine geliebten Eltern! Eines schickte eine kleine, weisse Wolke die wie Wattepausch über den Himmel schaukelt! Ein anderes schickte reine, klare, kühlende Regentropfen die wie Edelsteine waren! Wieder ein anderes Sternenkind schickte einen wunderschönen Schmetterling der wie ein Tänzer elegant durch die Lüfte schwebt! Ein weiteres schickte einen Baum der seine Zweige ausstreckt um die Trauernden schützend zu umarmen! Eines schickte grünes, saftiges Gras, das an den Füssen kitzelt wenn man barfuß darüber tanzt! Ein Kind schickte Wind, der einmal sanft durchs Haar streicht um zu trösten und ein anderes mal erfrischend und jubelnd über die Berge und Ebenen pfeift! Ein anderes Kind schickte einen Vogel, der singend und pfeifend jeden erfreut! Jedes Kind dachte mit Liebe an seine Eltern und schickte etwas auf die Erde, das sie erfeuen sollte und das sie daran erinnern sollte das ihre Kinder sie liebten und sie immer in Ihrem Herzen trugen!

Geschrieben von Andrea Metzger
[nach oben]




Schreibzeug
Der Wunschzettel

Die Sonne ist gerade untergegangen. Ich zünde die Kerzen auf dem Tisch vor mir an und verfolge gedankenverloren das Spiel von Licht und Schatten an den Wänden. Nach einer Weile gleitet mein Blick zum Kalender. "Eigentlich ist es höchste Zeit, die Wohnung zu schmücken...", denke ich. Weihnachten steht vor der Tür. Das Fest der Liebe, das Fest der Familie... und ich erinnere mich an meine Kindheit - an die Wunschzettel für den Weihnachtsmann... an die Spannung, ob er ihn wirklich bekommen würde... an die Angst, ob er mich wohl findet (und an die Freude, wenn er da gewesen war!)... an den Duft von frischgebackenen Plätzchen... und nicht zuletzt an die lachenden, glücklichen Gesichter meiner Eltern und Großeltern.
Die Bilder verblassen langsam, übrig bleibt das flackernde Kerzenlicht.
Ja, eigentlich müßte ich nun die Wohnung schmücken.

Eigentlich... doch mir ist nicht nach Feiern zumute. Nicht nach Glockenklang und nicht nach dem Duft von frischgebackenen Plätzchen. Ich möchte ein wunderschönes, buntes Weihnachtsfest für mein Kind... doch mein Kind ist nicht hier. Es wird seinen Wunschzettel nie abschicken, und ich werde nie seine kleinen Augen strahlen sehen. Eine Weile grüble ich, warum all das passieren mußte und stelle mir vor, wie es tapsig seine ersten Schritten versucht hätte, wie es uns mit schokoladeverschmiertem Mund lachend angeschaut hätte und wie wir Hand in Hand zum Spielplatz geschlendert wären... dann muß ich daran denken, wie es wohl ist im Sternenkinderland. Ob es da auch ein buntes Weihnachtsfest gibt? Und Kuchen? Spielzeug? Ganz bestimmt, denn dort wird es sicher ein besonderes Fest geben - für ganz besondere Kinder... das wünsche ich mir! Mein Kind soll glücklich sein, wo es ist!! Alle Sternenkinder!!

Und plötzlich weiß ich, was ich zu tun habe. In Windeseile sitze ich im Kerzenschein mit einem Blatt Papier und beginne zu schreiben... meinen Wunschzettel! Den wichtigsten, den ich je geschrieben habe...

Ralf Korrek, 14.12.2006
[nach oben]




Der Engel
Engelchen
Jedesmal, wenn ein gutes Kind stirbt, kommt ein Engel Gottes zur Erde hernieder, nimmt das tote Kind auf seine Arme, breitet die großen, weißen Flügel aus und pflückt eine ganze Handvoll Blumen, die er zu Gott hinaufbringt, damit sie dort noch schöner als auf der Erde blühen. Gott drückt sie dort an sein Herz, aber der Blume, die ihm die liebste ist, gibt er einen Kuß, und dann bekommt sie Stimme und kann in der großen Glückseligkeit mitsingen.
Sieh, alles dieses erzählte ein Engel Gottes, während er ein totes Kind zum Himmel forttrug, und das Kind hörte wie im Traume; sie flogen über die Stätten in der Heimat, wo das Kleine gespielt hatte, und kamen durch Gärten mit herrlichen Blumen.
"Welche wollen wir nun mitnehmen und in den Himmel pflanzen?" fragte der Engel.
Da stand ein schlanker, herrlicher Rosenstock, aber eine böse Hand hatte den Stamm abgebrochen, so daß alle Zweige, voll von großen, halb aufgebrochenen Knospen, vertrocknet rundherum hingen. "Der arme Rosenstock!" sagte das Kind. "Nimm ihn, damit er oben bei Gott zum Blühen kommen kann!" Und der Engel nahm ihn, küßte das Kind dafür, und das Kleine öffnete seine Augen zur Hälfte. Sie pflückten von den reichen Prachtblumen, nahmen aber auch die verachtete Butterblume und das wilde Stiefmütterchen.
"Nun haben wir Blumen!" sagte das Kind, und der Engel nickte, aber er flog noch nicht zu Gott empor. Es war Nacht und ganz still; sie blieben in der großen Stadt und schwebten in einer der schmalen Gassen umher, wo Haufen Stroh und Asche lagen; es war Umzug gewesen. Da lagen Scherben von Tellern, Gipsstücke, Lumpen und alte Hutköpfe, was alles nicht gut aussah. Der Engel zeigte in allen diesen Wirrwarr hinunter auf einige Scherben eines Blumentopfes und auf einen Klumpen Erde, der da herausgefallen war. Von den Wurzeln einer großen vertrockneten Feldblume, die nichts taugte und die man deshalb auf die Gasse geworfen hatte, wurde er zusammengehalten. "Diese nehmen wir mit!" sagte der Engel. "Ich werde dir erzählen, während wir fliegen!" Sie flogen, und der Engel erzählte:
"Dort unten in der schmalen Gasse, in dem niedrigen Keller, wohnte ein armer, kranker Knabe. Von seiner Geburt an war er immer bettlägerig gewesen; wenn es ihm am besten ging, konnte er auf Krücken die kleine Stube ein paarmal auf und nieder gehen, das war alles. An einigen Tagen im Sommer fielen die Sonnenstrahlen während einer halben Stunde bis in den Keller hinab, und wenn der Knabe dasaß und sich von der warmen Sonne bescheinen ließ und das rote Blut durch seine feinen Finger sah, die er vor das Gesicht hielt, dann hieß es: 'Heute ist er aus gewesen!' Er kannte den Wald in seinem herrlichen Frühjahrsgrün nur dadurch, daß ihm des Nachbars Sohn den ersten Buchenzweig brachte, den hielt er über seinem Haupte und träumte dann unter Buchen zu sein, wo die Sonne scheint und die Vögel singen. An einem Frühlingstage brachte ihm des Nachbars Knabe auch Feldblumen, und unter diesen war zufällig eine Wurzel, deshalb wurde sie in einen Blumentopf gepflanzt und am Bette neben das Fenster gestellt. Die Blume war mit einer glücklichen Hand gepflanzt, sie wuchs, trieb neue Zweige und trug jedes Jahr ihre Blumen; sie wurde des kranken Knaben herrlichster Blumengarten, sein kleiner Schatz hier auf Erden; er begoß und pflegte sie und sorgte dafür, daß sie jeden Sonnenstrahl, bis zum letzten, der durch das niedrige Fenster hinunterglitt, erhielt; die Blume selbst verwuchs mit seinen Tränen, denn für ihn blühte sie, verbreitete sie ihren Duft und erfreute das Auge; gegen sie wendete er sich im Tode, da der Herr ihn rief. Ein Jahr ist er nun bei Gott gewesen, ein Jahr hat die Blume vergessen im Fenster gestanden und ist verdorrt und wurde deshalb beim Umziehen hinaus auf die Straße geworfen. Und dies ist die Blume, die vertrocknete Blume, die wir mit in unsern Blumenstrauß genommen haben, denn diese Blume hat mehr erfreut als die reichste Blume im Garten einer Königin!"
"Aber woher weißt du das alles?" fragte das Kind, das der Engel gen Himmel trug.
"Ich weiß es", sagte der Engel, "denn ich war selbst der kleine, kranke Knabe, der auf Krücken ging; meine Blume kenne ich wohl!"
Das Kind öffnete seine Augen ganz und sah in des Engels herrliches, frohes Antlitz hinein, und im selben Augenblick befanden sie sich in Gottes Himmel, wo Freude und Glückseligkeit waren. Gott drückte das tote Kind an sein Herz, und da bekam es Schwingen wie der andere Engel und flog Hand in Hand mit ihm. Gott drückte alle Blumen an sein Herz, aber die arme verdorrte Feldblume küßte er, und sie erhielt Stimme und sang mit allen Engeln, welche Gott umschwebten, einige ganz nahe, andere um diese herum in großen Kreisen und immer weiter fort in das Unendliche, aber alle gleich glücklich. Und alle sangen sie, klein und groß, samt dem guten, gesegneten Kinde und der armen Feldblume, die verdorrt dagelegen hatte, hingeworfen in den Kehricht des Umziehtages, in der schmalen, dunklen Gasse.

Hans Christian Andersen
[nach oben]
Land der Sternenkinder (c)2006
/2008